Chronologie der Potenzmittel - Viagra - Sildenafil - Cialis

Chronologie der Potenzmittel

Seit 1998 müssen Männer wegen einer Potenzschwäche nicht mehr auf Sex verzichten, jedenfalls, sofern sie dank einer medizinischen Untersuchung wissen, dass sie einen der vier derzeit am Markt lancierten PDE5-Hemmer einnehmen dürfen. Wegen diverser Nebenwirkungen, möglicher Wechselwirkungen und klarer Kontraindikationen darf nicht jeder impotente Mann solche verschreibungspflichtigen Potenzmittel nutzen. Festzustellen ist, dass der Trend zu PDE-5-Hemmern mit geringerer Wirkstoffdichte, weniger Nebenwirkungen und einem schnelleren Wirkeintritt geht. Es steht zu erwarten, dass die Entwickler solcher Präparate alles versuchen, um die erektile Dysfunktion zu beheben und zugleich die Nicht-Nutzung solcher Potenzmittel bei bestimmten Erkrankungen auszuhebeln.

Ist immer ein PDE-5-Hemmer angezeigt?

Eine erektile Dysfunktion ist kein zwingender Grund, zu einem PDE-5-Hemmer zu greifen. Potenzprobleme können durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden. Infrage kommen beispielsweise Stoffwechselerkrankungen, Gefäßerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wenn diese Erkrankungen fachgerecht behandelt werden, erledigen sich oft auch die begleitenden Potenzprobleme. Diese haben quasi als erster Anzeiger der Erkrankung gewirkt. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, bei Potenzstörungen zu einem Arzt zu gehen. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Auch in jungen Jahren kann ein Mann Diabetes entwickeln oder an einer behandlungsbedürftigen Gefäßerkrankung leiden. Es ist bei Impotenz und Potenzstörungen nicht immer angezeigt, eigenmächtig einen PDE-5-Hemmer einzunehmen, um die Potenz steigern zu können. Die Einnahme von Viagra oder anderen PDE-5-Hemmern ohne eine medizinische Voruntersuchung kann im Einzelfall sogar tödlich enden. Es geht also vorerst nicht darum, die Potenz steigern zu wollen, sondern darum, die Ursache für die Potenzprobleme zu finden. Nur in 25 Prozent der Fälle ist Impotenz ausschließlich seelisch verursacht. In den meisten Fällen stecken körperliche Erkrankungen dahinter. Eine seelische Komponente kann bei Impotenz aber zusätzlich gegeben sein. In jedem Fall sollte ein Arzt wegen der multikausalen Verursachung von Potenzstörungen entscheiden, ob gefahrlos ein PDE-5-Hemmer eingenommen werden darf.

Die chronologische Entwicklung der PDE-5-Hemmer

1989
In diesem Jahr gelang dem Pharmakonzern Pfizer erstmals die Synthetisierung eines gefäßerweiternden Wirkstoffes namens Sildenafil. Der Wirkstoff, der schließlich zu einem der bekanntesten Potenzmittel führte, war an sich dazu gedacht, Blutdruckprobleme und Angina pectoris zu beheben. Seine Wirkung beruhte darauf, ein Enzym namens Phosphodiesterase-5 zu hemmen. Statt für die Behandlung von Angina pectoris und ähnlichen Erkrankungen zu taugen, erwies sich schließlich, dass Sildenafil die Potenz steigern konnte. Damit war der erste PDE-5-Hemmer erfunden.

1991
Erstmals wurde Sildenafil am Menschen mit koronarer Herzerkrankung getestet - aber nicht gegen Potenzprobleme, sondern gegen Blutdruckprobleme. Das Ergebnis war enttäuschend, denn die Blutdruckprobleme schwanden nur im erektilen Bereich. Trotzdem war damit eines der erfolgreichsten Medikamente von Pfizer überhaupt geboren. Sildenafil konnte bei Potenzproblemen die Potenz steigern.

1998
In diesem Jahr kam es zur Veröffentlichung einer Studie, die die positiven Effekte von Sildenafil bei Impotenz in den Fokus rückte. Der Artikel im renommierten Fachblatt "The New England Journal of Medicine" schlug ein wie eine Bombe. Endlich konnte die Medizin ein wirksames Medikament gegen die erektile Dysfunktion präsentieren. Schon im selben Jahr erteilten die "Food and Drug Administration" (FDA) in den USA und die "European Medicine Agency" dem Wirkstoff Sildenafil die Zulassung, um als Präparat gegen Potenzstörungen eingesetzt zu werden. Unter dem Markennamen Viagra entstand damit die erste Tablette, die Potenzprobleme wirkungsvoll beheben konnte. Dieses Potenzmittel war das erste Potenzmittel aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer, das weltweit Furore machte. Jetzt konnten Männer ihre Potenzstörungen mit dem Wirkstoff Sildenafil wenigstens für vier bis fünf Stunden vergessen. Diese Entwicklung von Pfizer war seinerzeit eine Sensation. Lange Zeit stand Viagra allein auf weiter Flur. Heute gibt es mehrere Konkurrenten mit etwas anderen Wirkstoffen, und außerdem jede Menge Viagra-Generika.

2002
Vier Jahre später stand mit dem Wirkstoff Tadalafil ein weiteres Potenzmittel am Start. Es nannte sich Cialis und hatte eine Wirkung von 36 Stunden. Viagra brachte nur eine Wirkdauer von 4-5 Stunden zustande. Sein Wirkstoff stand damals noch unter Patentschutz. Er durfte daher nicht 1:1 kopiert werden. 2002 erhielt der ähnliche Wirkstoff Tadalafil von der "European Medicine Agency" die Zulassung. Dieses Mal waren die Amerikaner langsamer. Erst 2003 erhielt Cialis auch in den USA die Zulassung als Potenzmittel. Das Pharmaunternehmen, das dieses Präparat entwickelt hatte, war Lilly Pharma, bereits seit den Dreißigerjahren durch die massenhafte Produktion von Penicillin bekannt. In den Achtzigerjahren wurde Lilly Pharma erneut zum Marktführer: mit dem Antidepressivum Prozac.

2003
Fast zeitgleich mit Cialis in den USA wurde der dritte Wirkstoff im Bunde, Vardenafil, zunächst in Europa, danach auch in Amerika zugelassen. Bekannt wurde dieser Wirkstoff durch das Potenzmittel Levitra. Dieses Mittel gegen erektile Dysfunktion erreichte allerdings nie den Kultstatus von Viagra.

2004
Dieses Jahr markiert einen Einschnitt in der Erfolgsbilanz von Pfizer, weil das Unternehmen nach mehrjähriger Forschung entscheiden musste, die Entwicklung von Sildenafil-Präparaten zur Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen einzustellen. Beim weiblichen Geschlecht war eine ähnlich überzeugende Wirksamkeit nicht gegeben. Pfizer hätte sich gewünscht, mit einem Präparate für Frauen ähnlich Furore zu machen, wie mit dem ersten PDE-5-Hemmer der Menschheitsgeschichte. Doch der Plan scheiterte. Stattdessen geriet Pfizer in die Kritik. Der Vorwurf lautete, sexuelle Funktionsstörung bei Frauen zu einem Krankheitsbild hochgepusht zu haben.

2006
Seit 2006 ist der Viagra-Wirkstoff Sildenafil auch zur Behandlung von idiopathischen pulmonal-arteriellen Hypertonien oder pulmonaler Hypertonien, die zusammen mit einer Bindegewebskrankheit auftreten, zugelassen - und zwar unter dem Markennamen Revatio. Außerdem wird erforscht, ob der Wirkstoff bei weiteren Erkrankungen eine positive Wirkung entfaltet.

2007
Mit der Entwicklung von "Cialis Daily" gelang ein weiterer Meilenstein. Im Unterschied zum Ursprungsprodukt, das als "Wochenend-Potenzpille" 36 Stunden Wirkdauer hatte, wurde hier die Dosierung so eingestellt, dass die Tablette täglich genutzt werden kann. Die Zulassung erfolgte für Europa. Die Idee dahinter war, dass ein Mann täglich eine kleine Dosis Cialis einnehmen könnte, um jederzeit bereit für den Geschlechtsakt zu sein. Es bedurfte damit nicht mehr der frühzeitigen Einnahme vor dem gewünschten Geschlechtsakt.

2010
Mit diesem Jahr durfte das Potenzmittel Levitra erstmals als Schmelztablette auf dem Markt etabliert werden. Der Wirkstoff löst sich bei Schmelztabletten bereits im Mund aus der Tablette. Er kann somit einen schnelleren Wirkungseintritt initiieren. Der zweite positive Effekt dieser Entwicklung ist, dass die Wirkung auch bei geringerer Dosierung besser ist. Es entfällt die Neutralisierung eines Teils des Wirkstoffs durch die Verdauung. Außerdem wird durch die geringere Wirkstoffmenge eine Entlastung der Leber bewirkt. Diese muss nach Auslaufen der Wirkung den Wirkstoff aus dem Körper schleusen und unschädlich machen.

2012
In diesem Jahr etablierte sich erstmals ein weiteres Potenzmittel aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer. Dieses Mal nannte man den Wirkstoff Avanafil und das damit ausgestattete Potenzmittel Spedra. Als Vorteil im gut besetzten Markt der Potenzmittel wurde genannt, dass Spedra einen deutlich schnelleren Wirkeintritt aufweist und somit auch für spontane sexuelle Aktivitäten geeignet ist. Die Zulassung von Spedra erfolgte zuerst in Europa, und erst ein Jahr später - nämlich im Juni 2013 - in den vereinigten Staaten. Der Grund für die frühere europäische Zulassung liegt darin, dass der Hersteller ein Berliner Pharmaunternehmen ist. Mit der Entwicklung von Spedra versuchen die Hersteller, die 2013 entstehende Lücke durch das auslaufende Patent für den Wirkstoff Sildenafil in Viagra zu füllen. Bis heute sind die Potenzmittel aus der Reihe der PDE-5-Hemmer ein Riesengeschäft. Da die erektile Dysfunktion ein häufig vorkommender Zustand bei Männern jenseits der vierzig ist, ist der potenzielle Abnehmerkreis für Präparate mit Avenafil entsprechend groß.

2013
In diesem Jahr lief das Schutzpatent für Sildenafil ab. Das bedeutet, dass nun jeder Pharmakonzern auf der Erde diesen Wirkstoff ohne die Notwendigkeit von Lizenzgebühr-zahlungen benutzen kann. Seither wird der Markt der Potenzmittel mit Viagra-Generika überschwemmt - und selbst Pfizer beteiligt sich daran, um Marktanteile zu erhalten und die Marktmacht nicht zu verlieren.

 
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